Dienstag, 15. September 2015
Android-Geschichte: Samsung lehnte das Betriebssystem dankend ab – erst dann griff Google zu
Der Begriff Android ist schon lange im Mainstream angekommen. Das Smartphone- und mittlerweile auch für Tablets und andere Gerätekategorien etablierte Betriebssystem von Google dominiert heute den Markt. Doch das einst noch eigenständige Unternehmen Android stand einst – nur zwei Jahre nach der Gründung – bereits kurz davor, von Samsung übernommen zu werden. Allerdings begegnete man in Südkorea dem Team um Andy Rubin mit Spott, erst dann erhielt Google die Chance zuzuschlagen. Ein historischer Exkurs.
Wir gehen zurück ins Jahr 2005. Zu dieser Zeit – die Älteren unter unseren Lesern werden sich vielleicht noch erinnern – sahen Mobiltelefone noch gänzlich anders aus und beherrschten nur einen Bruchteil der heutigen Funktionalität. Zwar lief auf den damaligen Geräten optional schon Software von Drittanbietern, jedoch litt die Qualität dieser Applikationen unter der schieren Anzahl der zu versorgenden Betriebssysteme und deren Varianten auf unterschiedlichen Geräten.
Genau diese Problematik erkannte auch der damals 40-jährige Ingenieur Andy Rubin und sah darin eine einmalige Gelegenheit. Im Herbst 2003 gründete er das Unternehmen Android. Zunächst war Android ausschließlich zur Steuerung von Digitalkameras gedacht, später jedoch wurde der Funktionsumfang auf eine Software für reguläre Mobiltelefone erweitert.
Nach anfänglichem Enthusiasmus holte Andy Rubin und sein Team nach einiger Zeit die Realität ein – es fehlte an finanziellen Mitteln. Aus diesem Grund war man auf der Suche nach einem großen und finanzstarken Unternehmen, unter dessen Schirmherrschaft das Projekt am Leben gehalten werden könnte. Der erste Ansprechpartner dafür war allerdings nicht der heutige Besitzer Google, sondern Samsung – bereits damals einer der größten Handy-Hersteller der Welt.
Das komplette Android-Team, bestehend aus acht Leuten, flog 2005 nach Seoul, um bei den Südkoreanern bezüglich einer Investition vorzusprechen. Empfangen wurden man von 20 Managern des Technologie-Riesen, welche aufmerksam zuhörten, während Andy Rubin sein Projekt vorstellte. Doch anstatt mit Enthusiasmus und gerechtfertigten Fragen zu reagieren, herrschte nach Beendigung des Vortrages zunächst Stille im Raum. Im Buch „Dogfight – How Apple and Google Went to War and Started a Revolution”, wird Andy Rubin zitiert, wie er die darauf folgende Reaktion der Südkoreaner schildert:
„Sie und welches Team wollen dies bewerkstelligen? Sie haben sechs Leute. Sind Sie auf Drogen?”, haben sie mir sinngemäß gesagt. Ihr Lachen hat mich auf dem Weg nach draußen begleitet. Zwei Wochen später hat Google uns übernommen.
Auch Google-Gründer Larry Page stimmte einem Treffen mit Andy Rubin zu, in dem der Android-Gründer erneut seine Vision von einem einheitlichen mobilen OS darlegen durfte. Im Gegensatz zu Samsung sahen Larry Page und Sergey Brin großes Potential in dem Projekt und entschieden kurzerhand, das Unternehmen nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern gleich vollständig bei Google einzugliedern. Für ungefähr 50 Millionen US-Dollar kaufte Google im Sommer 2005 das Unternehmen, wobei das komplette Team um Andy Rubin in Mountain View übernommen wurde.
Wer hätte es gedacht, dass Samsung sich einst eine solche Gelegenheit hat entgehen lassen? Andererseits ist natürlich fraglich, ob Android unter der Schirmherrschaft von Samsung im selben Maße erblüht wäre wie in Googles Strukturen.
via androidnext.de
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